Der Blick aufs Herz
Klinik für Innere Medizin I – Kardiale Bildgebung
Kardiale Bildgebung
Die kardiale Bildgebung umfasst die nichtinvasive Darstellung von Aufbau und Funktion verschiedener Herzabschnitte mit unterschiedlichen physikalischen Verfahren.
Als kardiologische Basisuntersuchung fungiert seit langem das Herzultraschall-Verfahren, die sogenannte Echokardiographie. Ergänzend werden je nach Fragestellung die Magnetresonanztomographie (Kardio-MRT) und die kardiale Computertomographie (CT) eingesetzt.
MRT
Das St. Johannes Hospital setzt schon seit über 20 Jahren die Magnetresonanztomographie zur Herzdarstellung ein. Das neueste MRT wurde in diesem Jahr angeschafft. Es hat eine weitaus größere Öffnung als Vorgängermodelle und es gehört zu den modernsten Geräten, die zurzeit verfügbar sind. Gerade in diesem Bereich stellen wir eine permanente technische Verbesserung fest. Das heißt: Die Bildqualität ist deutlich verbessert, was die Aussagekraft der MR-Untersuchung noch einmal erhöht. Darum investiert das Haus regelmäßig in neue Geräte. Denn nur so können wir die bestmögliche Diagnose im Sinne unserer Patient:innen garantieren.
Seit Beginn des Jahres steht das MRT Sola der Firma Siemens mit einer Feldstärke von 1,5 Tesla vollschichtig im Erdgeschoss des Westflügels. Dieser moderne Tomograph besitzt alle für die Herzbildgebung derzeit notwendigen Sequenzen. Darüber hinaus bietet das Gerät ein umfangreiches Mapping, eine Art der Gewebecharakterisierung. Die große Stärke der strahlungsfreien Methode ist die Bestimmung der Herzfunktion und das große Feld der Gewebecharakterisierung. Man kann zum Beispiel feststellen, ob der Herzmuskel vital (lebendig) ist oder ob bereits eine Vernarbung vorliegt. Zudem können Einlagerungen von Flüssigkeit (Ödeme) sowie Entzündungen sichtbar gemacht werden: Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder Herzbeutelentzündung (Perikarditis).
Rund 40 % unserer etwa 2.500 Untersuchungen pro Jahr sind sogenannte Stress-MRTs, die sich mit der Ischämiediagnostik befassen: Hier erzeugen wir eine medikamentöse Belastungsphase und messen direkt im Anschluss die Durchblutung des Herzmuskels. Mithilfe dieser Untersuchung können wir feststellen, ob Durchblutungsstörungen des Herzmuskels vorliegen oder nicht. Auf diese Weise können wir etwa entscheiden, ob eine Aufdehnung einer speziellen Herzkranzarterie nötig und sinnvoll ist bzw. ob das Gefäß so belassen werden kann.
CT
Seit dem Jahr 2007 setzen wir in der Kardiologie auch die Computertomographie für die Herzbildgebung ein – anfangs überwiegend, um die Herzkranzgefäße darzustellen. Durch die Entwicklung zum überregionalen Klappenzentrum nutzen wir die Angio-CT heute insbesondere vor dem interventionellem Herzklappenersatz (TAVI) . Durch diese Methode erfahren wir, wie hoch der Kalkgehalt der Herzklappe, der Kranzgefäße sowie der Arterien ist, über die das Herzklappenteam den Zugang zur verkalkten Aortenklappe wählen kann. Weitere Indikationen für ein kardiales CT sind:
- nichtinvasive Darstellung der Herzkranzgefäße (wenn diese nicht zu stark verkalkt sind)
- Darstellung und Ausmessung des Herzohres vor interventionellem Verschluss
- Darstellung der Pulmonalvenen vor Katheterablation bei Vorhofflimmern
- Darstellung einer veränderten Anatomie bei Normvarianten oder Pathologien
- Aufsuchen eines möglichen Gerinnsels im Bereich einer biologischen Herzklappe
- zur Darstellung der Verhältnisse vor unterschiedlichen interventionellen Eingriffen
Die CT-Untersuchungen erfolgen in Kooperation mit dem Institut für Radiologie (Prof. Dr. K. Schürmann).
In unserem Bereich arbeiten Mitarbeiter:innen viele Jahre, einige sind seit Beginn der digitalen Bildgebung im Jahr 2000 in unserem Team tätig. So haben wir einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Herzbildgebung: Hier arbeiten wirkliche Spezialist:innen.
Kardiale Bildgebung – Basis für viele Therapieentscheidungen
Welche Funktion hat die kardiale Bildgebung im Herzteam?
Katrin Hecking: Wir sind Weichensteller. Das heißt, durch unsere Diagnostik wird klar, wie es in der Behandlung weitergeht. Das ist gerade beim MRT so. Wir sind aber auch eine Art Kundschafter. Gerade vor dem Einsatz einer TAVI suchen wir mit unseren Verfahren nach dem richtigen Weg zum Herzen, damit der interventionelle arbeitende Kollege bzw. die Kollegin weiß, wie der Katheter zu schieben ist.
Wie sieht die Zusammenarbeit im Herzteam konkret aus?
Malte Bohe: Unsere Kolleg:innen schreiben uns auf, welche Fragen wir mit unseren diagnostischen Möglichkeiten beantworten sollen. Das ist sehr wichtig, denn aufgrund dieser Fragestellungen wählen wir zum einen die Methode, sprich MRT, CT oder Ultraschall. Zum anderen wissen wir durch die Fragestellung, wonach wir suchen müssen, und können so während der jeweiligen Untersuchung die notwendigen Einstellungen treffen.
Gerade die Untersuchung im MRT ist bei machen Patient:innen mit Angst besetzt. Wie gehen Sie damit um?
Frederike Grah:Man muss vor allem Zeit investieren und mit den Betroffenen sprechen. Vertrauen ist hier sehr wichtig. Die Patient:innen müssen sozusagen die Gewissheit haben: Die holen mich da auch wieder raus. Da hilft uns unsere Erfahrung. Denn die Diagnostik im MRT ist für den weiteren Verlauf der Therapie wichtig. Und die meisten können wir beruhigen und überzeugen.
Echo – Diagnostik per Schall
Die Echokardiographie ist das Herzstück der kardiologischen Diagnostik. Alle Patient:innen erhalten bei uns eine umfangreiche Diagnostik zur Beurteilung ihrer Herzleistung und Herzklappen. Das ist der Grundstein für alle weiteren Behandlungsschritte.
Alleine in der Echoabteilung führen wir an drei Ultraschallplätzen etwa 7.000 transthorakale und 1.600 transösophageale Untersuchungen im Jahr durch (Abb. 1). Bei einer transthorakalen Echokardiographie liegt die zu untersuchende Person in leichter Seitenlage mit gering erhöhtem Oberkörper und wird mit einem kleinem Schallkopf von unterschiedlichen Positionen untersucht wird. Als transösophageale Echokardiographie bezeichnet man die Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre, ein sogenanntes „Schluckecho“. Diese Untersuchung ermöglicht eine besonders hochaufgelöste Darstellung der Herzklappen und der Vorkammern. Herzklappenfehler, kleinste Blutgerinnsel und Auflagerungen bei Entzündungen (Endokarditis) lassen sich so exakt untersuchen.
Vor allem die transösophageale Echokardiographie hat in den letzten Jahren durch ihren Einsatz im Bereich der kathetergestützen Herzklappentherapie an Bedeutung gewonnen: Zum einen durch die Diagnostik der Klappenerkrankung vor dem interventionellen Eingriff und zum anderen durch die Begleitung des Eingriffs selbst: Durch die 3-D-Rekonstruktionen etwa der Mitralklappe können wir in enger Kooperation mit den herzchirurgischen Kolleg:innen Entscheidungen über eine operative Rekonstruktion der Herzklappe oder ein kathetergestütztes Verfahren treffen (Abb. 3). Für unsere Untersuchungen nutzen wir Geräte der Firmen Philips und GE mit moderner 3-D-Darstellung, Strain-Analyse (Abb. 2), Kontrast- und Stress-Echokardiographie.