Wenn jede Sekunde zählt

Zentrale Notaufnahme

Leben retten im Team

Die Krankheit selbst hat oft seit Jahren im Körper geschlummert. Dann plötzlich kommt es zum Herzinfarkt. Was passiert da eigentlich?
Maximilian Dübbers: Ein Plaque, also eine Ablagerung in einer der Herzkranzarterien reißt auf, ein Gerinnsel bildet sich und kann eine Arterie komplett verschließen. Der Herzmuskel bekommt dann nicht genügend Sauerstoff und wird – ohne Behandlung – absterben. Wer schnell ärztliche Hilfe bekommt, hat darum die größte Chance, zu überleben und wieder gesund zu werden. Darum ist es für uns im Rettungsdienst enorm wichtig, die Situation vor Ort schnell einzuschätzen. Oft wissen die Betroffenen gar nicht, dass sie einen Herzinfarkt haben und warten viel zu lang, bevor sie den Notarzt rufen. Darum sterben fast 30 Prozent der Herzinfarktpatient:innen, bevor sie das Krankenhaus erreichen.

Wer hat die größten Überlebenschancen?
Sybille Raith: Es zählt im Prinzip jede Sekunde. Sobald typische Symptome wie Brustschmerz, Ausstrahlung in den linken Arm, Kaltschweißigkeit auftreten, sollte man den Notarzt rufen. Der Rettungsdienst fährt dann zur nächstgelegenen Chest-Pain-Unit: Eine Klinik, die darauf spezialisiert ist, Herzinfarkt-Patient:innen zu behandeln – wie das JoHo in Dortmund. Hier klären Spezialist:innen schnell ab, ob es sich um einen Herzinfarkt handelt oder nicht – und zwar 24 Stunden am Tag.

Wir besetzen einen von sechs Notarztfahrzeugen in Dortmund. Die optimale Versorgung der Patient:innen beginnt dann schon mit der Ankunft des Rettungsteams – also außerhalb des Krankenhauses. Die Teams vor Ort wissen natürlich, wo die Chest-Paint-Units in Dortmund liegen und kontaktieren dann auch entsprechend eines dieser Häuser. Das ist wichtig, da wir dann auch schon in den Austausch gehen können, bevor der Patient oder die Patientin die Notaufnahme erreicht.

Was passiert, wenn der Rettungswagen die Notaufnahme erreicht?
Sybille Raith: In der Regel werden die Patient:innen vom Rettungsdienst angekündigt, dann können wir hier schon die richtigen Schritte anbahnen, etwa die Kolleg:innen im Herzkatheterlabor informieren. Sobald die betroffene Person gebracht wird, nehmen wir die notwendigen Parameter auf und bringen sie – ohne Umwege – direkt zur Untersuchung. Denn der Faktor Zeit ist sehr wichtig: Wir wollen möglichst wenig Zeit verlieren, bis das verstopfte Gefäß wiedereröffnet werden kann. Darum sind kurze Wege und ein eingespieltes Team so wichtig.

Dr. med. Sybille Raith, Oberärztin und ärztliche Leitung der Notaufnahme gemeinsam mit Stefan Remmers, Gesundheits- und Krankenpfleger
Dr. med. Sybille Raith, Oberärztin und ärztliche Leitung der Notaufnahme gemeinsam mit Stefan Remmers, Gesundheits- und Krankenpfleger

Als Chest-Pain-Unit gehört das JoHo zu den Häusern, die bei Verdacht auf Herzinfarkt angefahren werden. Wodurch hebt sich die Notaufnahme noch ab?
Maximilian Dübbers: Wir sind ja nicht nur eine Chest-Pain-Unit, sondern auch als Cardiac-Arrest-Center zertifiziert. Das bedeutet: Wir sind Expert:innen auf dem Gebiet der Reanimation. Wenn ein Patient oder eine Patientin wiederbelebt wurde oder die Wiederbelebungsmaßnahme noch andauert, dann arbeiten in unserem Haus Ärzt:innen und Pflegekräfte, die speziell dafür ausgebildet wurden, solche Patient:innen zu behandeln. Dadurch ist unsere Notaufnahme eine ideale Schnittstelle zwischen dem Rettungsdienst und und dem Krankenhaus – insbesondere, wenn es um das Herz geht. Und durch den Erweiterungsbau bekommen wir jetzt noch eine zusätzliche Anfahrt – speziell für Herzpatient:innen. Das ist, glaube ich, in Dortmund und Umgebung einmalig.

Ferhat Damli - Gesundheits- und Krankenpfleger
Ferhat Damli - Gesundheits- und Krankenpfleger

zurück